Und dann noch die Liebe

François hat sich in seinem Reporterleben eingerichtet. Als Freelancer für deutsche und französische Sender tätig, führt er ein unstetes Leben, ist immer unterwegs, immer mittendrin, aber nie mit dem Herzen wirklich dabei. Da trifft er 2015 in Brüssel auf Agápi. Die junge Frau arbeitet für das griechische Finanzministerium, ist auf dem Weg in eine hoffnungsvolle Karriere. Zwischen Agápi und dem älteren Reporter funkt es, die beiden werden ein Liebespaar. Die junge Frau vertraut ihm einen Plan zur Lösung der griechischen Finanzkrise an. Und entgegen seines Versprechens, diese Mitteilung wirklich vertraulich zu behandeln, gibt er das Geheimnis vorzeitig preis - für fünf Minuten Ruhm vor der Kamera, für den Hype der ersten Schlagzeige. Es kommt zur Trennung, François beginnt, an sich selbst und seinem Leben zu zweifeln. Soweit ist die Geschichte stimmig und interessant. Man merkt, dass dem Autor das Journalistenleben aus eigener Erfahrung bekannt ist. Auch Frank Stierens Stimme passt zu diesem Teil der Geschichte sehr gut. Mitten in der Erzählung jedoch wird eine neue Handlungsebenen eröffnet, in der eine Frau von den Erlebnissen unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs berichtet. Sie erzählt von der Flucht vor den Russen, von den Erlebnissen und dass sie ihre große Liebe allein ziehen lässt, weil sie nicht den Mut hatte, über Konventionen hinwegzugehen. Auch diese Passagen werden von Frank Stieren gesprochen. Und das ist jetzt nicht mehr stimmig. Es dauert immer eine Weile, bis man hört, in welcher Zeit man sich gerade befindet. Und für diesen Handlungsfaden wäre es besser gewesen, eine andere Stimme - egal ob männlich oder weiblich - zu wählen. Das wäre der wirklich aktuellen und an sich spannenden Geschichte zuträglicher. Für interessierte Hörer/-innen und Büchereien mit etwas größerem Hörbuchbestand bedingt zu empfehlen.