Rude Girl

In Birgit Weyhes 300 Seiten starker Graphic Novel “Rude Girl“ geht es um die afroamerikanische Germanistik-Professorin Priscilla Layne, die karibische Wurzeln hat und ein Faible für die Skinhead-Bewegung „pflegt“. Die Hamburger Comic-Zeichnerin Rude Girl Weyhe ist weißhäutig und lernt Professorin Layne real im Rahmen eines Austauschprogramms kennen. Auf der Basis von Interviews macht sich Weyhe schrittweise mit Layne bekannt und erfährt aus erster Hand, warum der schwarzen Akademikerin genau wie ihr als Comicautorin wiederholt der Vorwurf kultureller Aneignung gemacht wird. Priscilla Layne sei wie ein „Oreo-Keks“, heißt es. Sie sei nur von außen schwarz, im Inneren jedoch komplett der weißen Mainstream-Kultur verhaftet. Während wir in Zeiten der Globalisierung angeblich überallhin können, überall arbeiten, überall leben, zeigt Weyhes Comic, dass dies nur für diejenigen gilt, die die passende Hautfarbe haben und den richtigen Pass vorweisen können. Bereits in ihrer Jugend rebelliert Layne gegen den Oreo-Vorwurf, indem sie sich der Skinhead-Bewegung anschließt und zu einem harten Mädchen („Rude Girl“) wird. Doch wie kann Autorin Birgit Weyhe als Weiße diese schwarz-weiße Lebensgeschichte erzählen, ohne sich in die Nesseln zu setzen? Welche Fehler gilt es zu vermeiden? Weyhe löst ihr erzählerisches Grundproblem, indem sie es zu einer eigenen Erzählebene ihrer Biografie von Priscilla Layne macht. Da der Comic so vielschichtig und voller kultureller Referenzen ist, lädt er zu mehrfacher Lektüre ein, um vollends erfasst zu werden. Empfehlenswert für anspruchsvolles Comic-Publikum ab 16 Jahren.

Michaela Groß

Michaela Groß

rezensiert für den Borromäusverein.

Rude Girl

Rude Girl

Birgit Weyhe
avant-verlag (2022)

305 Seiten : farbig
fest geb.

MedienNr.: 609860
ISBN 978-3-96445-068-5
9783964450685
ca. 26,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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