Der Geruch der Erinnerung

Mollys Leidenschaft galt dem Kochen, und der geplanten Laufbahn als Köchin stand eigentlich nichts mehr im Wege - bis zu jenem Augustmorgen als ein folgenschwerer Unfall zum Verlust ihres Geruchs- und Geschmackssinns führte. Dies war nicht nur beruflich Der Geruch der Erinnerung gesehen eine Katastrophe. Eindrucksvoll schildert sie dem Leser die Auswirkungen dieser unsichtbaren und doch allgegenwärtigen Einschränkung und erzählt eindringlich von ihrem anhaltenden Unvermögen, Gerüche interpretieren, unterscheiden oder benennen zu können. In ihrer Wahrnehmung waren Mahlzeiten nur noch "Nicht-Ereignisse" und der Verlust von Aromen beeinflusste das Essverhalten dahin gehend, verstärkt Farbe, Konsistenz und Temperatur von Speisen in den Vordergrund zu rücken. Doch nicht nur die Monotonie einer geruchslosen Umgebung, auch die Angst, verdorbene Lebensmittel oder austretendes Gas nicht zu bemerken, sind nicht geahnte Begleiterscheinungen. Die Dimension des Riechens geht jedoch weit darüber hinaus und ist, wie wir alle wissen, auch mit dem Erleben von Emotionen verbunden. Bei dem Unfall ist deshalb auch ein wesentlicher Teil ihrer Identität verloren gegangen. Mit der Diagnose "nicht therapierbar" gab sich Molly Birnbaum jedoch nicht zufrieden und nach vier Jahren war ihr unermüdliches Bemühen, geheilt zu werden, von Erfolg gekrönt. - Ein ungewöhnlicher, sehr lesenswerter Erfahrungsbericht ohne jegliche Larmoyanz, der den Leser auch zu einer Neubewertung und Wertschätzung dieses unterschätzten Sinnesorgans führt. Breit einsetzbar!

Elisabeth Burgis

Elisabeth Burgis

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Der Geruch der Erinnerung

Der Geruch der Erinnerung

Molly Birnbaum
Kein & Aber (2011)

351 S.
fest geb.

MedienNr.: 351437
ISBN 978-3-0369-5606-0
9783036956060
ca. 19,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Bi
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