Einer von uns
Als am 22. Juli im Regierungsviertel Oslos eine Bombe explodiert und acht Menschen tötet, ahnt niemand, dass dies der Auftakt zu einem unbeschreiblichen Massaker an 69 Jugendlichen auf der kleinen Insel Utöya ist. Die renommierte Journalistin Seierstad schildert in diesem Buch, das mit der Erschießung einiger der Jugendlichen beginnt, die Lebensgeschichte Breiviks und versucht dabei herauszufinden, wo die Gründe für seine Entwicklung hin zu einem kaltblütigen Mörder zu suchen sind. Darüber hinaus erzählt sie aber auch die Geschichte dreier getöteter Jugendlicher und ihrer Familien bis zu dem Tag und in der Zeit danach, über ihren Versuch, mit dem Unbegreiflichen fertig zu werden. Ihre Recherchen beruhen dabei zum einen auf den Zeugen- und Polizeiberichten, auf Aussagen der Mutter, von Freunden und Bekannten Breiviks, zum anderen auf Emails, Dokumenten und Manuskripten, die zeigen, in welchen Gedankenwelten er sich aufhielt und wie es zu den Morden kommen konnte. Für die Kapitel über die Opfer erhielt sie große Unterstützung von deren Angehörigen und Freunden. Die Autorin zeigt aber auch die zahlreichen Pannen bei der Polizei nach der Bombenexplosion auf, die eine rechtzeitige Ergreifung des Täters verhinderte. - Ein Buch, das sehr betroffen macht und durch die genaue Schilderung der Erschießungen nicht für jeden Leser zumutbar ist.
Julia Massenkeil-Kühn
rezensiert für den Borromäusverein.
Einer von uns
Åsne Seierstad
Kein & Aber (2016)
543 S.
fest geb.