Sohn dieses Landes
"Native Son" von Richard Wright (1908-1960) erschien 1940 und wurde gleich zum Bestseller, im Folgejahr am Broadway von Orson Welles aufgeführt und zweimal verfilmt. Der Roman über einen dunkelhäutigen jungen Mann, der durch Verkettungen unglücklicher Umstände zum zweifachen Mörder wird, gilt als Pate des afroamerikanischen sozialen Realismus, der die Bürgerrechtsbewegung und die "Black Power" (Wrights eigenes Wort) prägte. Erzählt wird davon, wie Aggression aus Repression, Diskriminierung und Armut erwächst und was sie im Amerika der 1930er Jahre anrichten kann. Bigger, dessen Namen sich auf "Nigger" reimt, wird von einem reichen Weißen als Chauffeur angestellt und erstickt aus Angst, als Vergewaltiger beschuldigt zu werden, die betrunkene Tochter des Hauses, als er sie notgedrungen in ihr Schlafzimmer trägt. Der Mord zieht einen weiteren nach sich, Bigger gerät in eine Teufelsspirale aus Hass und Gewalt, und am Ende sehen wir ihn unversöhnt mit der Welt und sterbensbereit wie Büchners Woyzeck seiner Todesstrafe entgegengehen. Ein Roman voller existenzieller Wucht, die Geschichte eines tragischen Amerikas, eine Parabel von Schuld und Sühne, über blinden Philanthropismus und Rassismus, die sehr zur Lektüre zu empfehlen ist! (Übers.: Klaus Lambrecht)
Michael Braun
rezensiert für den Borromäusverein.
Sohn dieses Landes
Richard Wright
Kein & Aber (2019)
574 S.
fest geb.