Unter Deck
Olivia ist einundzwanzig, als sie das erste Mal Zeit auf einem Segelschiff verbringt. Durch den alten Kapitän Mac und seine Freundin Maggie, eine blinde Künstlerin, entdeckt sie ihre Faszination für die wilde Schönheit des Ozeans. Den Erwartungen ihrer reichen Eltern zuwider entscheidet sie sich gegen eine vielversprechende Karriere in der Wirtschaft und für ein Leben auf See. Doch vier Jahre später wird der Ort, an dem sie sich vorher noch so geborgen gefühlt hatte, zu ihrem Gefängnis: Auf einem Schiff mit einer rein männlichen Crew widerfährt Olivia ein schockierender Akt der Gewalt und Erniedrigung, nach dem nichts mehr so ist wie vorher. - Der fesselnde Roman der australischen Autorin Sophie Hardcastle lebt vor allem von seiner bildhaften, poetischen Sprache. Besonders die Beschreibung der traumatischen Ereignisse im zweiten Abschnitt des Buches lässt niemanden unberührt. Weniger gut gelungen ist dagegen der Versuch der Autorin, möglichst viele verschiedene gesellschaftliche Themen in die Handlung einfließen zu lassen, Homophobie, Rassismus und Transphobie werden nur kurz angeschnitten, sodass ihre Erwähnung überflüssig wirkt. Dennoch ist "Unter Deck" ein empfehlenswerter Roman, der ein schwieriges Thema auf sensible Weise behandelt, ohne es auszuschlachten. Wer dieses Buch lesen möchte, sollte allerdings auf explizite Beschreibungen physischer und sexueller Gewalt vorbereitet sein.
Fanny Ortlieb
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Unter Deck
Sophie Hardcastle ; aus dem australischen Englisch von Verena Kilchling
Kein & Aber (2021)
311 Seiten : Illustration
fest geb.