Draußen feiern die Leute

Ist die Provinz ein Ort zum Fürchten oder zum Lachen? Sven Pfizenmaier lässt den Lesenden die Wahl. Sein für den Debütpreis der LitCologne 2022 nominierter Roman führt in eine niedersächsische Kleinstadt. In der Mitte ein Kreisverkehr, eine Volksbank, Draußen feiern die Leute die üblichen Geschäfte und Restaurants, ein Platz, der nach dem Mann benannt ist, der Hitler zum Reichskanzler ernannt hat. So untergründig wie am Anfang ist der Roman nicht durchgehend, vieles in der Handlung wird der leitenden Idee geopfert, dass eine junge Frau während des jährlichen Zwiebelfestes (eine noch bessere Idee) plötzlich und spurlos aus der Stadt verschwunden ist, später geschieht das mit mehr und mehr jungen Menschen. Drei Schüler, der Kiffer Richard, der pflanzengestaltartige Timo und Valerie, die nicht aus ihren Träumen herauskommt, machen sich auf die Suche nach den Verschwundenen und ihren Geschichten. Und entdecken dabei Chancen und Grenzen ihres eigenen Außenseitertums inmitten von Russlanddeutschen Migrationsbiografien und Fluchtgeschichten. Kein Abenteuerroman, eher eine Provinzposse ist es, was der Autor hier aufbaut; die Plotline ist aber nur halbherzig überzeugend. Denn zwischen der Komik und der Tragik des Provinzlebens klafft ein Raum, der mit Ausweichdiskursen ausgestattet wird: was die Logik des einsamen Menschen, wie weit die Utopie entfernt und warum das gesellschaftliche Interesse an Gleichberechtigung erloschen ist. Verwirrend ist es auch, wie diese Themen von Rasputin vorgebracht werden, einem Dealer und unzuverlässigen Erzähler wie er im Buche steht. Nur bedingt empfehlenswert.

Michael Braun

Michael Braun

rezensiert für den Borromäusverein.

Draußen feiern die Leute

Draußen feiern die Leute

Sven Pfizenmaier
Kein & Aber (2022)

333 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 608688
ISBN 978-3-03-695874-3
9783036958743
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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