Ey hör mal!

Der 15-jährige Mahmoud lebt mit seiner pakistanischen Familie in einem migrantisch geprägten Stadtteil von Oslo. Als Onkel Ji aus Pakistan zu Besuch kommt, nutzt Mahmoud die freie Zeit der Ferien, um diesem die Stadt zu zeigen. Während des Besuchsprogramms Ey hör mal! erlebt Ji einen wahren Kulturschock, der auch Mahmoud vor Augen führt, dass er - obwohl in Norwegen geboren - dort immer nur Gast sein wird. Als Mahmouds kleiner Bruder ihm gesteht, sich als Mädchen zu fühlen, versucht er, die familiäre Krise abzuwenden. Dieser Debüt-Roman (der in Norwegen zum Bestseller avancierte) thematisiert die tiefe Kluft zwischen den Bewohnern eines Einwanderungs-Landes und den Migranten, eine Kluft, die sich auch durch familiäre Bindungen ziehen kann. Mahmoud erzählt von diesen Problemen: von reichen Norwegern, die so stolz auf ihre Toleranz sind, vom Klassismus, unter dem die Migranten leiden, von Familientraditionen und den Bemühungen junger Menschen, auszubrechen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Man liest atemlos, als würde man einem Redeschwall zuhören: der lockere, temporeiche und freche Erzählton zeugt von großem poetischen Können. Bei aller Kraftmeierei spürt man die Sensibilität und hohe Reflexionsfähigkeit des jungen Erzählers. Der Unterhaltungswert ist hoch, das Thema ist brisant, wird aber souverän und fast komödiantisch, aber nie seicht umgesetzt. Diesem Roman sind viele Leser/-innen jeden Alters zu wünschen!

Dominique Moldehn

Dominique Moldehn

rezensiert für den Borromäusverein.

Ey hör mal!

Ey hör mal!

Gulraiz Sharif ; aus dem Norwegischen von Meike Blatzheim und [einer anderen]
Arctis (2022)

205 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 608419
ISBN 978-3-03-880054-5
9783038800545
ca. 15,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: J
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