Warum Nationen scheitern
Der Titel ist so grundlegend, dass er die Hoffnung weckt, es sei Grundsätzliches und Bahnbrechendes zu erwarten. Die Theorie der beiden Politik- und Wirtschaftswissenschaftler lässt sich grundsätzlich mit den Begriffen inklusive und extraktive wirtschaftliche
und politische Institutionen zusammenfassen. Inklusiv meint Gebilde oder Gemeinwesen, die sich überwiegend demokratisch, offen, konsensorientiert und pluralistisch entwickeln. Extraktiv hingegen meint dann eine zentralistisch gesteuerte, autoritäre und monolithischere Gesellschaft (S. 505). Die Autoren kommen unumwunden zu der Schlussfolgerung, dass die inklusiven Wirtschaftsinstitutionen eher den Unwägbarkeiten der Geschichte gewachsen und formbar sind. Acemoglu und Robinson deklinieren ihre Erkenntnisse an verschiedenen historischen Beispielen durch. Zu manchen Zeiten können jedoch genauso gut extraktive Institutionen für eine Gesellschaft von Nutzen sein. - Die Studie ist eine exzellente Verständnis- und Erklärungshilfe. Aber mit den Erwartungen einer möglichst genauen Prognose auf die Zukunft hin würde der Leser die Theorie überfordern. Wer sich dieses Unterschiedes bewusst ist, findet in dem Modell eine innovative und weiterführende Verständnishilfe für verschiedenste politische und ökonomische Zusammenhänge.
Karsten Steil-Wilke
rezensiert für den Borromäusverein.

Warum Nationen scheitern
Daron Acemoglu und James A. Robinson
S. Fischer (2013)
608, [16] S. : Ill., Kt.
fest geb.