Der Automobilclub von Kairo

Seit 1953 etablierte sich in Ägypten nach einem Putsch die Republik. Davor war es einige Jahrzehnte Monarchie, in der die Einflüsse der vormals britischen Besatzungsmacht noch deutlich spürbar waren, so z.B. in dem nur Ausländern, dem König und Der Automobilclub von Kairo der dekadenten ägyptischen Feudalelite vorbehaltenen Automobilclub von Kairo. Ägypter sind ansonsten nur als gedemütigte Lakaien erlaubt, die in ständiger Angst vor willkürlichen Züchtigungen gehalten werden. Im Zentrum steht in exemplarischer Weise die Familie Abdelasis, eine ehemals angesehene und gut situierte sechsköpfige Familie, deren Geschicke in verhängnisvoller Weise mit diesem Club verbunden sind. Der Vater findet Anstellung als Diener und stirbt an den Prügeln, und weil er die Demütigungen nicht länger erträgt. An Stelle einer Rente wird zweien seiner drei Söhne quasi als Entschädigung eine grotesk schlecht bezahlte Arbeit geboten. Die kluge Tochter verzichtet auf eine Universitätslaufbahn und schickt sich zu ihrem Unglück in eine vom älteren Bruder verordnete Zweckehe. Einer der Söhne verdient sich sein Geld mit Gelegenheitsprostitution, einer schließt sich dem politischen Widerstand an und endet im Gefängnis. - Die individuellen Schicksale dieser sechs Personen werden dramaturgisch geschickt in drei parallelen, chronologisch aufgebauten Handlungssträngen erzählt. Man legt dieses umfangreiche, aber hinreißend unprätentiös geschriebene Buch des Autors des Weltbestsellers "Der Jakubijan-Bau" (2007) nicht mehr aus der Hand. Vor allem für westliche Leser ein verstörend informatives Buch. Uneingeschränkt zu empfehlen. (Übers.: Hartmut Fähndrich)

Helmer Passon

Helmer Passon

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Der Automobilclub von Kairo

Der Automobilclub von Kairo

Alaa Al-Aswani
S. Fischer (2015)

655 S.
fest geb.

MedienNr.: 582383
ISBN 978-3-10-000555-7
9783100005557
ca. 24,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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