Sterblich sein

"Denn schließlich ist unser Ziel nicht der gute Tod, sondern das gute Leben am Ende." Dies ist einer der Sätze - herausgegriffen aus diesem bewegenden Buch des Mediziners Atul Gawande -, in denen seine Überzeugung zum Ausdruck kommt, dass die heutige Sterblich sein Medizin alten oder todkranken Menschen nicht nur strapaziöse Therapien und Intensivbehandlungen verordnen darf, sondern auch auf deren Ängste und Sorgen eingehen muss - und diese bei der Therapieentscheidung auch berücksichtigt. Das gilt für ältere Menschen mit Krankheiten, die zum Tode führen, aber auch für mitten im Leben stehenden Menschen, denen eine lebensbedrohliche Erkrankung den Boden unter den Füßen wegzieht. Gespeist aus persönlichen Erfahrungen wendet sich der Autor vehement gegen die unter Medizinern meist vorherrschende Auffassung, jeden gesundheitlichen Schaden mithilfe neuester Medikamente bzw. hochtechnisierter Methoden reparieren zu können, selbst wenn dies für den Patienten mit großem Leid verbunden und eine Heilung doch nicht mehr möglich ist. Eine Wiederbelebung des ethischen Bewusstseins, Krankheit, Gebrechlichkeit, Verlust von körperlicher und geistiger Kraft als normalen Prozess zu akzeptieren, und eine Umsetzung des ethischen Ziels, jedem Patienten ein individuell sinnvolles Leben zu ermöglichen, das in Würde zu Ende gebracht werden kann, sieht Gawande in der sich immer stärker etablierenden Palliativmedizin und Hospizbewegung. Sie stellen für ihn auch den Gegenentwurf zum "assistierten Suizid" dar, denn "ein assistiertes Leben ist viel schwerer, aber potenziell auch erfüllender als der assistierte Tod". - Ein für alle sehr wichtiges Buch!

Inge Hagen

Inge Hagen

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Sterblich sein

Sterblich sein

Atul Gawande
Fischer (2015)

335 S.
fest geb.

MedienNr.: 582391
ISBN 978-3-10-002441-1
9783100024411
ca. 19,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Fa, Na
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Auszeichnung: Sachbuch des Monats