Kossenblatt

"Zu meinen Lebzeiten, die sich dem Ende zuneigen, wird Schloss Kossenblatt eine Wiederauferstehung wohl nicht mehr erleben". Mit diesen ernüchternden Worten verabschiedet sich Günter de Bruyn von diesem Ort, den er als junger Mann kennenlernte und Kossenblatt in dessen Nähe er heute wohnt. Kossenblatt - eingebettet in die ruhige, von der Spree durchflossene Landschaft Brandenburgs - ist für de Bruyn nicht nur das Symbol für Heimat, sondern auch ein Synonym für das Leben am Rande des eigentlichen Geschehens. Er erzählt mit unaufdringlichen und einfühlsamen Worten nicht nur die Geschichte des Schlosses und der mit ihm verbundenen Menschen, sondern die Reise durch die Zeiten wird zu einer Reise durch das Leben mit seinen Höhen und Tiefen. Die 1736 vom "Soldatenkönig" Friedrich Wilhelm I. erworbene Anlage (erbaut 1699) erlebte unter ihm eine kurze gesellschaftliche Blüte, stieß aber bei seinen Nachfolgern auf keinerlei Interesse und kam im 19. Jh. in bürgerlichen Besitz. Fontane, der das Schloss besucht ("Cossenblatt, wiewohl eher schaurig als schön, war doch ganz famos.") bleibt mit seiner Meinung ziemlich allein, denn die meisten Begebenheiten erweisen sich als wenig erfreulich, z.B. überschäumender Patriotismus im Ersten Weltkrieg, Besetzung durch die Sowjetarmee, Zentralstelle für Reprographie in der DDR, Spekulationen und Rechtsstreitigkeiten ab 1991. So steht das Schloss - wie der Verfasser sagt - immer noch im Abseits. - Ein interessantes geschichtliches Lesevergnügen!

Inge Hagen

Inge Hagen

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Kossenblatt

Kossenblatt

Günter de Bruyn
S. Fischer (2014)

216 S. : zahlr. Ill., Kt.
fest geb.

MedienNr.: 399583
ISBN 978-3-10-009835-1
9783100098351
ca. 18,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ge
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