Deckname Adler
Klaus Barbie war ein überzeugter Nationalsozialist und als SS-Mann und Chef der Gestapo in Lyon ab 1942 für die Folterungen und Ermordung tausender Menschen, darunter Kinder und Angehörige der französischen Résistance, verantwortlich. Nach 1945 ging er in den Untergrund und wurde, obwohl er wegen seiner Verbrechen gesucht wurde, 1947 in die Dienste des US-Geheimdienstes CIC genommen, um kommunistische Aktivitäten aufzudecken. 1951 wurde er, um seinen französischen Verfolgern zu entkommen, unter dem Namen Klaus Altmann nach Bolivien geschleust, wo er bis zu seiner Festnahme 1983 als Geschäftsmann und Berater der bolivianischen Geheimdienste wirkte. Er war Mitglied eines Netzes ehemaliger SS-Angehöriger in Südamerika und sogar der deutsche Geheimdienst, der zunächst nicht wusste, um wen es sich handelte, nahm ihn unter dem Decknamen Adler in seine Dienste. Als er schließlich enttarnt wurde, dauerte es immer noch einige Jahre, in denen ihn die bolivianischen diktatorischen Regierungen schützten, bis er an Frankreich ausgeliefert und verurteilt werden konnte. - Der Autor hat anhand z. T. unveröffentlichter Dokumente und Erinnerungen von Zeitzeugen sehr detailliert beschrieben, wie es Barbie gelingen konnte, so lange unbehelligt zu bleiben. Neben den Geheimdienstorganisationen untersuchte er auch die südamerikanischen SS-Netzwerke und gibt einen Einblick in die politische Situation der südamerikanischen Staaten und vor allem Boliviens nach 1945. - Ein sehr beeindruckendes Buch mit einem umfangreichen Anmerkungsteil, in allen Büchereien einsetzbar.
Julia Massenkeil-Kühn
rezensiert für den Borromäusverein.
Deckname Adler
Peter Hammerschmidt
S. Fischer (2014)
S. Fischer Geschichte
555 S.
fest geb.