Hoppe
Felicitas Hoppe ist in diesem Jahr mit dem Georg Büchner-Preis ausgezeichnet worden, nicht zuletzt wegen ihrer fantasievollen Erzählart und auch wegen ihres Spiels mit der Identität. Beides sind Kennzeichen ihres neuen Romans, mit dem sie eine Art fantastische Autobiografie geschaffen hat. Aus ihren echten Lebensdaten und Fakten und literarischen Werken gestaltet sie durch fortlaufende Variation und Kommentierung einen Fantasie-Lebenslauf. Die Handlung ist auf drei Kontinente verteilt, berichtet von einer Schiffsreise, verbleibt aber ganz im Alltäglichen und Banalen. Gegenstand der Erzählungen ist ein Mädchen aus Hameln, das mit seinem Vater in Kanada, Australien und den Vereinigten Staaten lebt und dabei zur erwachsenen Frau mit einem Rucksack und mit etwas einseitiger Interessensausprägung herangewachsen ist. Die Personen bleiben eher Typen. Von der prallen fremden Welt geht wenig in den Roman ein. Interessant ist dieser Roman in jedem Fall aber durch die Erzähltechnik, die immer wieder die Hauptfigur umkreist, auf Hoppes echte (und fiktive) Werke verweist und sie kommentiert, Erzählperspektiven wechselt, Aussagen ironisch bricht. Trotz dieses literarischen Vexierspiels ist der Roman aber ohne Anstrengung und auch durchaus unterhaltsam zu lesen.
Bernhard Grabmeyer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Hoppe
Felicitas Hoppe
S. Fischer (2012)
330 S.
fest geb.