Da steht mein Haus

1990 beginnt Hans Keilson damit, in kurzen Prosatexten seine Erinnerungen an eine vergangene Zeit aufzuschreiben. In einer sehr schönen, poetischen Sprache mit ausholenden Sätzen und vielen eingeschobenen Gedanken lässt er "Inseln der Erinnerung" Da steht mein Haus auftauchen. Er erzählt auf knapp hundert Seiten von seiner Kindheit und Jugend und von seiner Abreise ins Exil, er nennt es ein "Ausweichen", das "den Abschied von einer persönlichen Lebensform" bedeutete. Und er berichtet, wie es ihm anlässlich seiner Bar Mizwa bewusst wird, was es heißt, ein Jude zu sein: "Vielleicht war dies der Beginn meiner Einsicht in die Befindlichkeit der Diaspora ..., dass man auch in der Fremde zu Hause sein kann". - Heinrich Detering hat die Fragmente, die Keilson teilweise seiner Frau diktierte, gemeinsam mit dem Autor gesichtet und zusammen mit einem Interview, das er mit dem hundertundeinjährigen Autor führte, herausgegeben. Das Bändchen des inzwischen verstorbenen Autors hat es im Juni auf die SWR-Bestenliste geschafft und eignet sich gut für größere Bestände.

Karin Blank

Karin Blank

rezensiert für den Borromäusverein.

Da steht mein Haus

Da steht mein Haus

Hans Keilson
S. Fischer (2011)

141 S.
fest geb.

MedienNr.: 348877
ISBN 978-3-10-048519-9
9783100485199
ca. 16,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Li
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