Afrikanisches Maskenspiel
Der international bekannte Autor (*1932) und Nobelpreisträger (2001) begegnet auf seinen Reisen nach Uganda, Nigeria, Ghana, Elfenbeinküste, Gabun und Südafrika, die er 2008/9 unternahm, Erscheinungsformen höchst unterschiedlicher Glaubensvorstellungen. Naipaul lässt sich zwar von der Prämisse leiten, dass sich "die aus der Fremde importierten Religionen verheerend auf den afrikanischen Glauben ausgewirkt" haben (16) und teilt die Auffassung: "Die neuen Religionen, Islam und Christentum, sind nur an der Oberfläche. In unserem Innern herrscht der Urwald" (239). Die sechs Reportagen ermöglichen dennoch einen ebenso persönlichen wie literarisch überzeugenden Zugang. Sie versuchen, europäische Afrikavorstellungen, die animistischen, okkulten und mythischen Vorstellungen ebenso hilflos gegenüber stehen wie dem schweren Erbe der Weltreligionen, die während der Kolonialzeit eingeführt wurden, zu überwinden. Für gut ausgebaute Bestände mit entsprechend interessierter Leserschaft.
Stefan Raueiser
rezensiert für den Borromäusverein.
Afrikanisches Maskenspiel
V. S. Naipaul
S. Fischer (2011)
349 S.
fest geb.