Irrlicht

Der berühmte irische Romancier Joseph O'Connor gestaltet das Liebesverhältnis der jungen Schauspielerin Maire O'Neill zu dem um 1900 gefeierten und zugleich angefeindeten Bühnenschriftsteller John Millington Synge, die beide für das Dubliner Abbey Irrlicht Theater tätig sind. Die historischen Gegebenheiten hat O'Connor ausgestaltet zu einer Liebesbeziehung voller Spannungen, voller Glücksmomente und Verletzungen. Dabei nutzt er die damals unüberbrückbaren Gegensätze zwischen der katholischen jungen Frau aus der Unterschicht und dem Herrn aus der protestantischen Oberschicht, der sich dem negativen Einfluss seiner in Vorurteilen befangenen Mutter nicht entziehen kann. Er ist doppelt so alt wie sie, worüber man sich das Maul zerreißt, ist schwer krank und hat nicht lang zu leben. Auch sprachlich prallen da zwei Welten aufeinander. Während Molly, das "Feenkind", innig liebt und auf eine Heirat drängt, kann er, ihr "Strolch", sich nicht entscheiden, vergeht aber vor Sehnsucht nach ihr. Das ist das Thema eines endlosen Selbstgesprächs, aus dem dieser Roman besteht. Molly, inzwischen eine alte, vergessene Schauspielerin in London, schießen Erinnerungen an ihre Jugend und das zentrale Erlebnis ihres Lebens, die Liebe zu John Synge, durch den Kopf und überlagern die gegenwärtigen Probleme ihrer Armut und Alkoholabhängigkeit. Dies ergibt trotz des gleichbleibenden Hauptthemas einen wilden, irrlichternden Bewusstseinsstrom voll packender Lebendigkeit. (Übers.: Manfred Alliè und Gabriele Kempf-Alliè)

Bernhard Grabmeyer

Bernhard Grabmeyer

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Irrlicht

Irrlicht

Joseph O'Connor
S. Fischer (2012)

318 S.
fest geb.

MedienNr.: 365737
ISBN 978-3-10-054018-8
9783100540188
ca. 19,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
Diesen Titel bei der ekz kaufen.