Nebentage

Der Ich-Erzähler, ein junger Mann mit zwei Identitäten, befindet sich in einer nicht näher erklärten Haftsituation irgendwo in Südosteuropa. Dort schreibt er seine Lebensgeschichte nieder. Er adressiert seine Notizen an die Tochter seines Auftraggebers, Nebentage der ihn auf den Balkan geschickt hat. Der erste Teil handelt von seiner schwierigen Kindheit im ländlichen Westfalen. Wegen eines Zimmerbrands flieht er im Winter 1990 Hals über Kopf nach Leipzig und lernt dort Nica kennen. Sie ist aus dem Westen in ihre Geburtsstadt zurückgekehrt, um dem Schicksal ihres Vaters nach der Republikflucht von Ehefrau und Tochter nachzugehen. Mit Erschütterung muss sie zur Kenntnis nehmen, wie der alkoholkranke, eifersüchtige Mann zum Stasi-Spitzel umfunktioniert wurde. Währenddessen bekommt Felix Fehling alias Tobias Voss Aufträge von einem Mann, der die wirtschaftlich desolate Situation der Restmonate der DDR für diverse nicht ganz koschere Geschäfte ausnutzt. - Durch die ausführliche Beschreibung der Kindheit des Protagonisten hat der Roman eine Art Doppelschwerpunkt. Dadurch rücken die Eindrücke des Wendegeschehens etwas aus dem Mittelpunkt. Die wenigen Tage in Leipzig nehmen aber von Umfang und Gewicht weiterhin eine zentrale Stellung ein, sodass insgesamt der Eindruck entsteht, dass sie entscheidend für den Lebenslauf des Mannes mit den zwei Namen waren. Gut einsetzbar bei Nachfrage nach dem Themenkomplex DDR und Wendezeit.

Pauline Lindner

Pauline Lindner

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Nebentage

Nebentage

Thorsten Palzhoff
Fischer (2018)

332 S.
fest geb.

MedienNr.: 593275
ISBN 978-3-10-059006-0
9783100590060
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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