Vatertage
Horst Thimm, *1931, war ein hoher Beamter im Bonner Gesundheitsministerium. Gesundheitlich angeschlagen zieht er Anfang 2005 nur widerwillig in ein Wohnheim ein. Oft holen ihn hier traumatische Erlebnisse der Kriegs- und Nachkriegszeit ein, in deren Mittelpunkt die Flucht als auf sich selbst gestellter 13-jähriger aus Ostpreußen und sechs Jahre Zuchthaus in der DDR der 50er Jahre stehen. Zugleich führt er seinen Kampf gegen eine fortschreitende Demenz, die seine ihm äußerst wichtige Selbstständigkeit zunehmend einschränkt. Katja Thimm, Spiegel-Journalistin und Tochter des Biografierten, zeichnet in diesem Buch auf sehr behutsame und mitfühlende Weise die Lebensgeschichte ihres Vaters nach, der erst im Alter seiner Tochter langsam seine häufig unverarbeiteten Erlebnisse der 40er und 50er Jahre erzählt. Sie gewinnt ein neues Verständnis für ihren zuletzt sehr pflegebedürftigen Vater, durchläuft wichtige Ereignisse der jüngeren deutschen Geschichte und reflektiert ihr eigenes Verhältnis zu dieser Geschichte. - Ein berührendes, überaus lesenswertes Lebensschicksal, das auch wichtige Anstöße zum Nachdenken über die eigene Familienbiografie bieten kann.
Siegfried Schmidt
rezensiert für den Borromäusverein.
Vatertage
Katja Thimm
S. Fischer (2011)
287 S.
fest geb.