Soldaten
Briten und Amerikaner richteten während des Zweiten Weltkrieges eigene Gefangenenlager ein, in denen die inhaftierten gegnerischen Soldaten systematisch abgehört wurden. Die so entstandenen Abhörprotokolle bilden die Materialgrundlage für dieses in jeder Hinsicht bemerkenswerte Buch. Die Soldaten schilderten ohne jegliche Rücksichtnahme auf politische oder moralische Kategorien ungeschönt ihre Sicht des Krieges; sie erzählen von ihren Vorstellungen und Überzeugungen, von Verbrechen und dem Alltag des Krieges. Diesen wahren Quellenschatz haben Sönke Neitzel und Harald Welzer nicht nur gehoben, sondern auch nach allen Regeln der historischen Kunst zum Sprechen gebracht. Dem Leser wird so eine Alltagsgeschichte des Zweiten Weltkrieges entwickelt, die mit vielen Klischees aufräumt und aufgrund der brutalen Offenheit der Protokolle oft sprachlos macht. Schon jetzt ist es wohl kaum vermessen anzunehmen, dass sich an diesem Buch eine hitzige Debatte entzünden wird. Sprengkraft enthält der Band jedenfalls genug. Ein wahrhaft großes Werk!
Bernhard Lübbers
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Soldaten
Sönke Neitzel ; Harald Welzer
S. Fischer (2011)
520 S. : Ill.
fest geb.