Der dunkle Spiegel

Barton Gellman hat die Enthüllungen Edward Snowdens über Spionage der US-Geheimdienste als Top-Journalist der Washington Post begleitet. Sein umfangreiches Buch stellt sowohl Snowdens Werdegang vor, geht den Enthüllungs- wie Verschlüsselungsstrategien Der dunkle Spiegel der NSA nach und analysiert die Einflussnahme auf Politik und Historie, etwa am Beispiel der Konstruktion von (nicht verifizierten) Gründen für den Irakkrieg. Es ist bewundernswert, wie Gellman aus dem schier unübersehbaren Material, aus Interviews, Recherchen und Aktenstudium einen so packenden wie detaillierten Bericht über die US-Überwachungsindustrie schreibt. Dass dabei viele technische Funktionen und spezifisch US-amerikanische Rechts- und Verwaltungsgänge berührt werden, wirkt bei dem fesselnden Stil des mehrfachen Pulitzer-Preisträgers nicht störend. Der Rezensent fühlt sich atmosphärisch gar an literarische Meisterwerke wie David Foster Wallace "Der bleiche König" oder an Thriller von Le Carré und Grisham erinnert. Auch wenn erst 2019 Snowdens eigene Darstellung in Deutschland erschien ("Permanent Record. Meine Geschichte"), gibt Gellmans Buch einen noch spannenderen und nicht minder fundierten Einblick in die Welt der US-Geheimdienste im Zeitalter des Internets. Für Polit-Thriller-Leser, politisch wache Zeitgenossen und alle Bestände mit gesellschaftlichen aktuellen Themen sehr empfohlen.

Helmut Krebs

Helmut Krebs

rezensiert für den Borromäusverein.

Der dunkle Spiegel

Der dunkle Spiegel

Barton Gellman ; aus dem Englischen von Martina Wiese
S. Fischer (2020)

510 Seiten : Illustrationen
fest geb.

MedienNr.: 602789
ISBN 978-3-10-397046-3
9783103970463
ca. 25,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: So
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