Gittersee

Die Romanhandlung spielt Mitte der 1970er Jahre in Gittersee, einem vom Bergbau geprägten Ort bei Dresden. Dort durchlebt die sechzehnjährige Karin Köhler die Höhen und Tiefen des Erwachsenwerdens. Als ihr innig geliebter Freund Paul in einer Nacht-und-Nebel-Aktion Gittersee in den Westen "rübermacht", gerät Karin ins Visier der Staatssicherheit. Ihr wird Beihilfe zur Republikflucht vorgeworfen, eine schwerwiegende Anschuldigung mit nicht absehbaren Konsequenzen. In stundenlangen intensiven Gesprächen versucht Stasi-Offizier Wickwalz Karins Vertrauen zu gewinnen, sie zu manipulieren und als Informantin anzuwerben. Ihre Verunsicherung wächst: Was darf sie sagen? Was verschweigen? Wem kann sie vertrauen und wem nicht? Die Eltern, die mit eigenen Problemen kämpfen, sind keine Stütze, die nörgelnde Großmutter ist gedanklich in der Vergangenheit verortet, und schließlich trägt Karin als wichtigste Bezugsperson die Verantwortung für die kleine Schwester. - Charlotte Gneuß verzichtet bewusst auf Opfer-Täter-Zuweisungen und beweist ihr Können in der Gestaltung von Grauzonen. Sie zeigt, wie Unheil und Gefahr sich in den auf den ersten Blick normalen Teenager-Alltag schleichen, der wiederum von den Gegebenheiten und Restriktionen des real existierenden Sozialismus überschattet wird. "Gittersee" ist feinsinnig, subtil und dennoch spannend, sprachlich brillant erzählt - ein großartiger Debütroman, der besondere Beachtung verdient und für den Deutschen Buchpreis nominiert ist.

Gertrud Plennert

Gertrud Plennert

rezensiert für den Borromäusverein.

Gittersee

Gittersee

Charlotte Gneuß
S. Fischer (2023)

236 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 615643
ISBN 978-3-10-397088-3
9783103970883
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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