Bin ich das?
Die Selbstauskunft, das Erzählen von sich selbst und die Preisgabe persönlicher Wünsche, Gefühle und Geschichten vor anderen hat Konjunktur. Valentin Groebner, ein in Wien aufgewachsener und in der Schweiz lehrender Historiker, geht in diesem Buch essayhaft verschiedenen Ausdrucksformen dieser öffentlichen Intimität nach. Die Arbeit an der sich in der Erinnerung verändernden eigenen Biografie, der Umgang mit alten Fotografien, die Sehnsucht nach einer vermeintlichen Heimat als Projektionsfläche für die eigene Herkunft, aber auch das Tätowieren von Botschaften auf die eigene Haut und die Projektion persönlicher Bedürfnisse und Wünsche in eine Paarbeziehung sind Beispiele für Themenfelder, die er in seine wohlüberlegten, gedanklich aber mitunter recht sprunghaften und aneinander gereihten Betrachtungen miteinbezieht. Der Autor selbst spricht abschließend von unsystematischen Notizen und einem digitalen Komposthaufen. Die Leser/-innen erfahren so viele kluge Gedanken und Beobachtungen zum Thema, suchen dabei aber oft vergebens nach einem roten Faden oder einer Kernbotschaft des Autors. - Möglich in größeren Sachbuchbeständen.
Siegfried Schmidt
rezensiert für den Borromäusverein.
Bin ich das?
Valentin Groebner
S. Fischer (2021)
192 Seiten
fest geb.