Erstaunen

Robin ist acht Jahre alt, als seine Mutter bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommt. Von da an muss sich sein Vater, ein viel beschäftigter Astrobiologe, alleine um den autistischen Jungen kümmern und ist dabei, trotz aller Liebe, oft überfordert. Umso mehr, als die Schule bei den immer wieder ungesteuert auftretenden Anfällen des Jungen eine geeignete medikamentöse Behandlung verlangt. Ein mit dem Vater befreundeter Neurowissenschaftler schlägt deshalb vor, Robin an einer Studie zu beteiligen, bei der neue Wege in der Therapie derartiger Krankheitsbilder gefunden werden könnten. Dabei handelt es sich um Gehirnstromübertragungen. In Robins Fall hat man zufällig noch einige neuronale Aufzeichnungen seiner Mutter, die man in sein Gehirn einspielt. Der spricht auf diese Art der Beeinflussung so gut an, dass er bald schon ruhiger, damit sozial verträglicher und in allen Bereichen interessierter wird. Gleichzeitig geht aber im Lauf der Sitzungen eine seltsame, unheimliche Verwandlung in ihm vor. Er spricht über Dinge, die nur seine Mutter hätte wissen können, engagiert sich wie sie im Arten- und Naturschutz, wird zu einer Art neuronalem Klon und dadurch seinem Vater immer fremder. Als der Projektleiter der Studie vorschlägt, mit den sensationellen Erfolgen an die Öffentlichkeit zu gehen, stimmt der Vater nur unter Zögern zu und seine Befürchtungen bestätigen sich. Robin, jetzt ein Kind mit den Ansichten und dem Verstand eines Erwachsenen, wird zu einem medialen Star. Gegen den Willen seines Vaters möchte der Junge eines Abends einen Fluss mit eigenen Kräften renaturieren, überschätzt sich dabei und ertrinkt in den eiskalten Fluten. - Ein interessanter Roman, der sich einerseits sehr realitätsnah mit dem Krankheitsbild Asperger auseinandersetzt, andererseits aber auch kritisch die vielleicht gar nicht mehr so fernen Möglichkeiten neuronaler Beeinflussung ins Auge fasst. Empfohlen!