Die Entflohene

Die Autorin schreibt in ihrem Debüt-Roman über ihre manisch-depressive, ständig um Stabilität ringende Mutter Catherine. Diese entgleist verbal gegenüber ihren beiden kleinen Töchtern, die sie dann wieder mit exzessiver Liebe fast erstickt. Die Die Entflohene Mutterschaft wird von Catherine sowohl als Segen als auch als Fluch empfunden und in exzessiver Art betrieben, so wie alles im Leben dieser auffallend schönen, bipolar gestörten Frau. Die Mädchen lernen aus der Not, sich an ihre Mutter anzupassen. Die jüngere Tochter verarbeitet in der Biografie der Familie ihr eigenes Leben mit viel Freude, aber auch Leid durch äußeres und inneres Chaos. Im ersten Teil des Romans erzählt Violaine von ihren Kindheitserinnerungen. Im zweiten Teil rekonstruiert sie die Biografie ihrer exzessiven Mutter über 62 Jahre hinweg aus eigenen und Familien-Erfahrungen. Im Roman finden sich sprachlich meisterhafte Formulierungen, stilistisch bewundernswerte Satzbildungen und poetische Sequenzen. Ein starker Text mit manchmal drastisch erzählten Ereignissen, der die "Naturgewalt" im Charakter der kranken Mutter vor dem Leser ausbreitet. Wiederholungen ergeben sich aus der dreiteiligen Aufteilung mit Perspektivwechsel. Frau Huisman wurde für dieses ehrliche, ungeschönt drastische, atemlose Porträt einer psychiatrisch lädierten Frau und Mutter, welche das Familienbild schicksalhaft bestimmt - ihr Debüt - bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Empfohlen. (Übers.: Eva Scharenberg)

Gudrun Schüler

Gudrun Schüler

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Die Entflohene

Die Entflohene

Violaine Huisman
Fischer (2019)

252 S.
fest geb.

MedienNr.: 596062
ISBN 978-3-10-397391-4
9783103973914
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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