Weiße Flecken
Die Ich-Erzählerin reist nach Togo, um Interviews zu Fluchtursachen und Migration zu führen und der Frage nachzugehen, inwieweit die deutsche Kolonialgeschichte damit verbunden sein könnte. Im Laufe ihrer Interviews stößt sie immer wieder auf ihre eigenen "weißen Flecken". Eine Schneiderin in Togo bringt die Verwicklungen auf den Punkt: „Was ist schon afrikanisch? Unsere Geschichte ist wie die Stoffe … fest verwoben mit anderen“ (S. 70). Als die Erzählerin sich bei Recherchen das Bein bricht, reist sie nach Deutschland zurück. Dort macht sie sich auf die Suche nach der Geschichte ihrer Urgroßmutter Benedetta, auf deren Foto sie gestoßen war. Ihr dunkelhäutiger Vater hatte die Blauäugige als einziges seiner Kinder von Panama mit nach Hamburg genommen. So stößt sie auf Ungereimtheiten in ihrer eigenen Familiengeschichte. - Der dreigeteilte, fragmentarisch erzählte Roman der 1986 in Berlin geborenen Autorin ist ein Diskurs über Authentizität und individuelles Schwarz- und Weißsein - und über die Schwierigkeiten, auf korrekte Art davon zu erzählen.
Karin Blank
rezensiert für den Borromäusverein.
Weiße Flecken
Lene Albrecht
S. FISCHER (2024)
255 Seiten
fest geb.