Da waren Tage
Aras ist in Aleppo geboren und als Kind mit der Mutter nach Deutschland gekommen. Als am 15. März 2011 die syrische Revolution ausbricht, beginnt er gerade ein Jurastudium. Er will die Lücken der Gesetze kennen, denn für die Unterdrückten ist die Ausnahme die Regel, wie er von seiner Mutter Nadia weiß. Früher hatte er über die Geschichten von Gewalt gelacht. Doch die Grausamkeit der Bilder bewirkt jetzt in ihm ein Verschieben der Dinge, Realität und Fiktion verschwimmen. - Die Autorin Luna Ali wurde 1993 in Syrien geboren, studierte u.a. Literarisches Schreiben in Leipzig und lebt in Berlin. In ihrem Roman lässt sie Aras den Jahrestag der Revolution immer wieder neu durchleben. Sie geht damit der Frage nach, wie man über die Revolution schreiben könne, wenn man in Deutschland ist. Ein lineares Erzählen sei nicht möglich, die Chronologie ist aufgebrochen, wie sie in einem Interview sagt. So will sie die verblassende Erinnerung an die Revolution wieder ins Zentrum rücken. Literarisch innovativ integriert sie in ihren politischen Roman Listen im Querformat, mit mehreren Spalten und Perspektiven, auch Listen von Gefängnissen, Foltermethoden und verfremdeten Namen. - Verstörend - keine leichte Lektüre.
Karin Blank
rezensiert für den Borromäusverein.
Da waren Tage
Luna Ali
S. FISCHER (2024)
299 Seiten
fest geb.