Der Erste Weltkrieg
Gegenüber den umfangreichen Darstellungen des Ersten Weltkriegs, die in jüngster Zeit erschienen sind, zeichnet es dieses Werk aus, dass es mit weniger als 300 Seiten auskommt und trotzdem eine Fülle sachkundiger Informationen bietet, die auch dem
Leser mit weniger Zeit oder Geduld zumutbar ist. Der Autor vertritt nicht die These, die Staaten Europas seien in den Krieg hineingeschlittert. Mit überzeugenden Argumenten stellt er dar, dass es den fünf europäischen Großmächten um die Verschiebung der Machtverhältnisse zu ihren Gunsten ging, der Imperialismus und Nationalismus schon in den Jahren vor dem Ausbruch des Krieges eine wichtige Rolle spielte. Er erklärt die Politik der einzelnen Mächte und deren Schuld, schildert den Verlauf des Krieges und das harte Leben der Zivilbevölkerungen mit dem von oben veranlassten Patriotismus und die Kriegsziele der Gegner. Die zunehmende Kriegsmüdigkeit und Kriegsgegnerschaft ist ebenso thematisiert wie die ganz bewusst in die Welt gesetzte Dolchstoßlegende der deutschen Generäle. Auch von den nach dem Krieg errichteten Kriegerdenkmälern und den damit verbundenen Problemen ist die Rede. Auch schon für kleine Bestände geeignet.
Hans Niedermayer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Der Erste Weltkrieg
Gerhard Henke-Bockschatz
Reclam (2014)
300 S.
fest geb.