Die Kaiserstadt
An dem Tag, an dem Kaiser Franz Josef begraben wird, kehrt Anton Muhr aus dem Krieg nach Wien zurück. Während die Schlacht an der Front weitergeht, versucht Anton wieder Fuß zu fassen. Er ahnt, dass seine Frau Lauretta während seiner Abwesenheit
ein Verhältnis mit Alexander Katlin begonnen hat, einem der Besitzer der Albumin Werke, seinem ehemaligen Arbeitgeber. Alexander und sein Bruder Theodor haben Anton auch um ein wirtschaftlich ertragreiches Patent gebracht. Antons Kampf um Gerechtigkeit bleibt erfolglos, zu groß sind die bürokratischen Widerstände. Doch die Umbrüche der Zeit verändern die Machtverhältnisse, sodass Anton wider Erwarten der gesellschaftliche Aufstieg gelingt. Der aus den 1920er Jahren stammende Roman zeichnet ein detailliertes Panorama der Wiener Gesellschaft, in der sich die althergebrachten Traditionen und Machtsysteme verselbstständigt haben, während die Doppelmonarchie in den Trümmern des Ersten Weltkrieges untergeht. Die Emotionalität der Sprache wirkt auf heutige Leser:innen sicherlich ungewohnt, gibt aber die Atmosphäre der Zeit wieder. Dem Autor gelingen beeindruckend realistische Szenen aus dem Alltag unterschiedlichster Schichten.
Walter Brunhuber
rezensiert für den Borromäusverein.

Die Kaiserstadt
Paul Zifferer
Reclam (2023)
396 Seiten
fest geb.