Im Museum

Museen, zumal historische, sind schon an sich Stätten, die neben den fünf Sinnen vor allem die Phantasie in Anspruch nehmen und fordern. Der Berliner Hartmut Lange (*1937) hat seine phantasievollen Geschichten im dortigen Deutschen Historischen Museum Im Museum angesiedelt, wo an der Straße Unter den Linden dieser "Schuppen voller Plunder" in einem schönen Barockbau in mehreren Stockwerken um den Schlüterhof herum eingerichtet ist. Schattenhafte Figuren erschrecken, gern in der Dämmerung, das aufsichtführende Personal und sind meist bei genauerer Untersuchung wie Geister plötzlich wieder verschwunden. Sie stellen, wie eingehendere Beobachtungen, auch nachts, nachweisen, Figuren aus früheren Zeiten dar, die im Museum irritierend ihrer Vergangenheit nachgehen und auch den Beobachter zum Nachdenken bringen. So bewacht z. B. ein Stasi-Leutnant seine eigene Vergangenheit oder ein Museumsbesucher stellt den "Denker" von Rodin (der nur als Foto im Museum hängt) in Frage. Geisterhaft grausam ist die Geschichte, in der eine Mutter ihrem früh verstorbenen Kind den (religiösen) Himmel zeigen will und ihn hinter der Glasabdeckung des Schlüterhofs sucht. Fast unerträglich freilich ist die dunkle Begegnung der Mutter (und Tante) mit ihrem immer noch unbelehrbaren Sohn Adolf Hitler, den schließlich der englische Maler John Opie vor einem seiner Bilder über die wahre Unsterblichkeit aufklärt ... - Wer sich an die gern ineinander geschachtelten Sätze des Autors gewöhnt hat, wird diese klaren essayhaften Storys genießen (und künftig das Deutsche Historische Museum und andere verwandelt durchbummeln). Eine empfehlenswerte Geschichtensammlung für jede Bücherei.

Georg Bergmeier

Georg Bergmeier

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Im Museum

Im Museum

Hartmut Lange
Diogenes (2011)

113 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 567963
ISBN 978-3-257-06771-2
9783257067712
ca. 19,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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