Richtig hohe Absätze
Die 16-jährige Su Nuam, Tochter chinesischer Auswanderer, verlebte ihre Jugend in der Nähe von Buenos Aires. Ihr Vater, der dort einen kleinen Supermarkt betrieb, kommt bei einem Überfall mit vermutlich fremdenfeindlichem Hintergrund ums Leben, worauf die Familie nach China zurückkehrt. Su Nuam lebt fortan bei den Eltern des verstorbenen Vaters. Wegen ihrer Spanischkenntnisse bewirbt sie sich als Übersetzerin bei einem international agierenden chinesischen Konzern und wird sofort zu wichtigen Verhandlungen hinzugezogen. Aus dem unbedarften unsicheren Mädchen wird nun, auch durch die professionelle Dienstkleidung und durch ihren beruflichen Erfolg eine selbstbewusste junge Frau. Wohl auch deshalb beschließt sie, als sie zusammen mit ihrem Großvater den Ort in Argentinien aufsucht, in dem ihr Vater umgekommen ist, dessen Tod zu rächen. Moralische Skrupel, die sie gequält hatten, schiebt sie beiseite: "Die Ordnung der Welt ist wiederhergestellt. Die Gerechtigkeit triumphiert über das Unrecht." (S. 148). Die Adoleszenzgeschichte wird überlagert von der Ungewissheit über die eigene Identität der in China geborenen, in Argentinien aufgewachsenen Su Nuam, oder Sonja, wie sie dort heißt. Immer wieder fragt sie sich: "Bin ich eine Chinesin?" Eine hochaktuelle Problematik also, von der in diesem schmalen Roman auf eigenwillige Weise erzählt wird. (Übers.: Peter Kultzen)
Richtig hohe Absätze
Federico Jeanmaire
Unionsverl. (2018)
147 S.
Gfest geb.