Das Licht der Frauen
Zanna Sloniowska (geb. 1978) lässt die Stadt Lemberg anhand von vier Frauengenerationen einer Familie lebendig werden, die im Zentrum der Stadt in einem Haus mit einer historischen Jugendstilfassade leben. Die Jüngste fungiert als Ich-Erzählerin und führt die Leser durch die wechselvolle Geschichte der Stadt. Ihre "Mama" ist eine erfolgreiche Opernsängerin, die sprichwörtlich in dem Moment ihre Stimme verliert, als sie die Wahrheit über das Sowjetsystem erfährt. Wenige Tage später wird sie von einer Kugel getroffen, die einem Systemgegner gegolten hatte. Urgroßmutter Stanislawa kennt die Situation. Sie war 1944 vor den Deutschen ins damals polnische Lemberg geflohen, und ihr Zug war ebenfalls von ukrainischen Freiheitskämpfern beschossen worden. - Ihre Urenkelin erzählt in teils surreal erscheinenden Bildern. Sie stellt sich die Geschichten, die sie von Aba, Mama und Urgroßmutter hört, plastisch vor und überblendet diese inneren Bilder mit denen ihrer realen Umwelt. Das macht es für Leser, die nicht so vertraut sind mit der Stadt, ihren Namen und Plätzen, etwas mühsam, die Zusammenhänge zu verstehen. Wer sich jedoch darauf einlässt, wird belohnt mit einer Geschichte, die Herz und Verstand gleichermaßen anrührt. (Übers.: Olaf Kühl)
Karin Blank
rezensiert für den Borromäusverein.
Das Licht der Frauen
Zanna Sloniowska
Kampa (2018)
271 S.
fest geb.