Dreizehn ist meine Zahl

In diesem anrührenden Debütroman der Schweizer Filmemacherin und Autorin wird konsequent aus der Perspektive der neunjährigen Lilly Beer, die um 1960 in einem Schweizer Bergdorf aufwächst, erzählt. In ihrer einfachen, beinahe unbeholfenen und Dreizehn ist meine Zahl durchweg dialektal gefärbten Kindersprache spiegeln sich Naivität und Hilflosigkeit gegenüber der übermächtigen und undurchschaubaren Erwachsenenwelt. Es ist die Geschichte einer psychischen Deformation durch eine, auch für damalige Verhältnisse, bemerkenswert rohe, lieblose Erziehung in einer zur Kommunikation und Empathie gänzlich unfähigen Kleinhäuslerfamilie. Angst ist das dominierende Gefühl des Mädchens und dennoch liebt sie die herzlose, auf die Schönheit des Mädchens eifersüchtige Mutter. Dass der überwiegend passiv bleibende Vater manchmal eine gewisse stumme Zuneigung zeigt, hindert ihn nicht daran, sie für einen vermeintlichen Diebstahl schwer zu züchtigen. Sie wagt nicht ihre größere Schwester als die tatsächliche Diebin zu benennen. Vom sexuellen Missbrauch durch die beiden älteren Geschwister, der Lilly nur als weiterer Beweis der eigenen Sündhaftigkeit gilt, traut sie sich niemandem zu erzählen. - Als Leser möchte man dem Mädchen fortwährend zurufen: "Wehr dich endlich!" Man wird dieses so authentisch geschilderte Kinderschicksal nicht verallgemeinern dürfen, dennoch bleibt der kurze Roman ein mahnender Appell an jeden, dem das Leben und die Seele von Kindern anvertraut sind.

Dreizehn ist meine Zahl

Dreizehn ist meine Zahl

Alice Schmid
Nagel & Kimche (2011)

155 S.
fest geb.

MedienNr.: 568201
ISBN 978-3-312-00472-0
9783312004720
ca. 15,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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