Erst Heim, dann Heimat

Assimiou Touré schreibt eigentlich eine „Danksagung“ an Deutschland. Das Buch kann man deshalb auf zweierlei Art lesen: als Fußballbuch oder als Beispiel für gelungene Integration. Mit fünf Jahren kommt er zu seiner bereits in Deutschland weilenden Erst Heim, dann Heimat Mutter nach Bergneustadt, wo ihn anfangs besonders die seelische Kälte belastet, die er so von seiner Heimat Togo gar nicht kennt. Bald geht es nach anfänglichem Gehänseltwerden dank Fußball aufwärts; Sport verbindet, man lernt Respekt, sozialer Stand und Herkunft spielen keine Rolle. Touré spielt zuerst im Dorfverein Bergneustadt, schließlich nach Jahren des Abmühens für Bundesligist Bayer 04 Leverkusen. Gleichzeitig wird seine Heimat Togo auf ihn aufmerksam, was zur Aufnahme in den WM-Kader führt und ihm erst mal viele sportliche Niederlagen einbringt. Ein persönlich dramatisches Erlebnis ist 2010 der Rebellen-Überfall auf den Mannschaftsbus, bei dem es Verletzte und Tote gibt. Zurück in Deutschland muss er verletzungsbedingt einen Job suchen und landet bei UPS als Flughafenarbeiter. Überglücklich erhält er später bei seinem „Heimatverein“ Bayer Leverkusen einen Trainerjob. Touré geht neben dem reinen Fußballthema auch ausführlich auf Diskriminierung und Rassismus ein. Ein längeres Kapitel handelt von der Bedeutung seiner Heimat Afrika für Europa. Am Ende macht er persönliche Vorschläge, wie Deutschland mit Zuwanderern umgehen sollte. Am wichtigsten sind: Respekt und Würde. Diese Gedanken will er mit seinem Buch auch in die Schulen tragen, wo das Leben junger Menschen geformt wird.

Berthold Schäffner

Berthold Schäffner

rezensiert für den Borromäusverein.

Erst Heim, dann Heimat

Erst Heim, dann Heimat

Assimiou Touré
Nagel & Kimche (2021)

173 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 606580
ISBN 978-3-312-01236-7
9783312012367
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Sp
Diesen Titel bei der ekz kaufen.