Die nicht sterben
Eine junge Frau kehrt nach ihrem Kunst-Studium nach Rumänien zurück, in den Kurort B. am Fuße der Karpaten. Dort hatte sie immer die Sommerferien in der altherrschaftlichen Villa ihrer Großtante Margot verbracht. Man kam in großer Gesellschaft aus Bukarest angereist, mit silbernen Kerzenständern und Perserteppichen, räumte erst einmal den Kommunistenkitsch in Holzkisten und räucherte die Geister der Unterklasse mit Weihrauch aus. Nach ihrer Rückkehr 2004 kommt der jungen Malerin die Gegend heruntergekommen vor. Als kurz darauf in Margots Familiengruft eine grausam zugerichtete Leiche gefunden wird, abgelegt auf dem Grab von Fürst Vlad dem Pfähler, beginnt die junge Frau sich mit der Geschichte Rumäniens auseinanderzusetzen. - Fürst Vlad war als der große Held in die Schulbücher eingegangen, weil er im 15. Jh. mit starker Hand Ordnung geschaffen hatte, ähnlich später Ceausescu. Auch das postkommunistische Rumänien sehnt sich nach dieser starken Hand. Autorin Dana Grigorcea sieht diese Sehnsucht problematisch. Sie erspart den Leser/-innen nicht die plastische Beschreibung des Pfählens, gleichzeitig wirft sie einen satirischen Blick auf den sich anbahnenden Dracula-Rummel zur 100-Jahr-Feier und lässt ihre Heldin selbst als Vampir durch die Nacht fliegen. - Ab mittleren Beständen.
Karin Blank
rezensiert für den Borromäusverein.
Die nicht sterben
Dana Grigorcea
Penguin Verlag (2021)
259 Seiten
fest geb.