Boy meets girl
Noras Ehe mit Paul steht kurz vor dem Aus. Auch ihre gemeinsame Tochter ist längst ausgezogen. Als Nora dann durch Zufall ihre Jugendliebe Yann auf einem Wochenmarkt begegnet, ist dies der Anfang vom Ausbruch aus ihrer lang gelebten Routine. Nora trennt sich, beginnt eine Affäre mit einem wesentlich jüngeren Mann und intensiviert den Kontakt zu Yann wieder. Nora lernt sich selbst neu kennen, hinterfragt Entscheidungen, die sie im Leben getroffen hat, und setzt sich intensiv mit ihren oftmals verdrängten Sehnsüchten und Träumen auseinander. Zusätzlich sieht sich Nora verstärkt mit dem Altsein ihrer Eltern konfrontiert und reflektiert auch anhand deren Ehe ihre eigenen gelebten Beziehungen. Julia Holbe zeigt in ihrem Roman, was es bedeutet, wenn man älter wird und erkennen muss, dass jede gelebte Entscheidung auch immer das Nein zu einer oder mehreren anderen Optionen gewesen ist. Die Sprache des Romans ist leicht und gut verständlich zu lesen, verliert dadurch jedoch nicht die an der ein oder anderen Stelle aufkommende Tiefgründigkeit. Gerne empfohlen.
Verena Kaster
rezensiert für den Borromäusverein.
Boy meets girl
Julia Holbe
Penguin Verlag (2022)
283 Seiten
fest geb.