Madame Zhou und der Fahrradfriseur
Der aus dem thüringischen Suhl stammende und in der ehemaligen DDR sozialisierte Autor (*1941) macht für mehrere Wochen in Peking Station, bei Klaus, einem ehemaligen ostdeutschen Diplomaten, um das im raschen Umbruch befindliche Reich der Mitte
kennenzulernen. Farbig schildert er seine Begegnungen mit ganz unterschiedlichen Menschen, oftmals kleinen Leuten, deren Situation und Schicksal er aus dem unmittelbaren persönlichen Erleben heraus darstellt. Zudem wurden SchülerInnen der Deutschen Schule Peking über ihre Wahrnehmung von China befragt. Es entsteht so ein letztlich unkommentiertes Mosaik des Lebens in einer faszinierenden, zugleich voller Widersprüche und Ungleichzeitigkeiten steckenden, aufstrebenden Wirtschafts- und Weltmacht. Während des Besuchs lernt er auch einige Ostdeutsche kennen, die nach dem Ende der DDR in China die Chance für einen Neuanfang gesucht haben. - Abgesehen davon, dass sich manche Leserinnen und Leser vielleicht an der des Öfteren durchscheinenden DDR-Nostalgie stören könnten, eine aktuelle und lesenswerte Reiseschilderung.
Siegfried Schmidt
rezensiert für den Borromäusverein.

Madame Zhou und der Fahrradfriseur
Landolf Scherzer
Aufbau (2012)
359 S. : Ill.
fest geb.