Die Tote im Pelzmantel
Erneut hat Edmond Baudoin, gleichermaßen renommierter wie eigenwilliger Comic-Illustrator, eine Kriminalerzählung der französischen Autorin Fred Vargas in seine Bildsprache umgesetzt (vgl. BP/mp 09/238): Der Fall ist eher banal. Clochard Pi, der mit einem Einkaufswagen voller Schwämme auf den Straßen von Paris unterwegs ist, wird zufällig Zeuge eines Mordversuches an einer Dame aus höheren Kreisen. Der Täter wäre einfach zu finden, wenn Kommissar Adamsberg Pi zum Reden bringen könnte. Das gelingt nur, wenn er das Vertrauen dieses störrischen Zahlengenies gewinnt und ihm seine Würde zurückgibt. Die abstrakten, oft flüchtig wirkenden und teils mit groben Pinseln gemalten schwarz-weißen Tuschzeichnungen setzen erfahrene Graphic Novel-Leser voraus. Diesen eröffnet sich eine kunstvolle Bildwelt, deren Genialität sich vor allem in der Mimik der beiden Hauptakteure und in abwechslungsreich gestalteten, Bild und Text verschmelzenden Dialogszenen zeigt. Zur recht kurzen Geschichte einige nützliche Beigaben und eine überflüssige Leseprobe aus einer anderen Erzählung Vargas schließen den Band ab. Für Büchereien mit ausgebauten Beständen im Bereich graphischer Erzählungen für Erwachsene.
Siegfried Schmidt
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Tote im Pelzmantel
Fred Vargas ; Edmond Baudoin
Aufbau (2011)
95 S. : überw. Ill.
fest geb.