Das heile Haus
Zwischen Titel und Inhalt der 1950 vom Niederländer Willem Frederik Hermans (1921 - 1995) geschriebenen Novelle besteht ein krasser Widerspruch. Denn die sich mitten im Kriegsgebiet befindende, unversehrt gebliebene Villa verwandelt sich in einen Ort des Unheils. Zunächst jedoch bietet sie dem namenlosen Ich-Erzähler Schutz und gewährt ihm Annehmlichkeiten, auf die er während seines dreijährigen Fronteinsatzes verzichten musste. Dass die Idylle ein jähes Ende finden wird, deutet sich in markanten Szenen an, die zum Handlungshöhepunkt hinführen. Vor der Barbarei und Absurdität des Krieges zu warnen, hat der nach 1945 in seiner Heimat Anfeindungen ausgesetzte Autor als humanistischen Auftrag empfunden. Über den inzwischen längst anerkannten und verehrten Hermans informiert ein von Cees Nooteboom verfasstes Nachwort, in dem nicht nur das umfangreiche literarische Schaffen, sondern auch die streitbare Schriftstellerpersönlichkeit Würdigung erfährt. Die darüber hinaus hervorhebenswerte Übersetzung entspricht der Intensität des expressiv Erzählten, für das sich Lesezeit einzuplanen lohnt.(Übers.: Waltraud Hüsmert)
Kirsten Sturm
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Das heile Haus
Willem Frederik Hermans
Aufbau (2011)
125 S.
fest geb.