Der mieseste aller Krieger

In einer chilenischen Wüstenstadt wird in einer Pension ein Pärchen tot aufgefunden. Außer dem Ort der Handlung ein vermeintlich häufiges Motiv in Krimis. Allerdings sind hier am Ende des Buches beinahe alle Protagonisten tot, inklusive des Erzählers Der mieseste aller Krieger Samu, der aus dem Jenseits Benito, dem Sohn seiner ebenfalls toten Ziehtochter (und gleichzeitig Tochter des toten Pärchens) Inspirationen zu dessen neuem Roman gibt. Diese zeitlich wild durcheinandergeratenen Erinnerungen Samus entpuppen sich im Verlauf der Seiten als Familiengeschichte Benitos, dessen Großeltern besagtes totes anglochilenisches Gaunerpärchen war, und dessen Mutter, die bei dem Bordellinhaber Samu aufwächst, ihn kurz vor ihrer Ermordung in einem KZ des Pinochet-Regimes geboren hat. Es dauert zunächst eine Weile, bis der Leser die Handlungsbruchstücke zeitlich sortiert hat und die vielen Protagonisten, allesamt harmlose bis bösartige Mörder, Mitläufer, Gesetzesbrecher, Prostituierte, korrupte Polizisten, gefallene Priester ... einordnen kann. Doch dann ergibt sich ein spannendes Stück Zeitgeschichte und Landeskunde aus dem eher unbekannten Chile. Die erste deutsche Übersetzung des jungen chilenischen Autors glänzt durch ihren ungewöhnlichen literarischen Schreibstil. Allen Beständen empfohlen. (Übers.: Petra Strien)

Markus Hofmann

Markus Hofmann

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Der mieseste aller Krieger

Der mieseste aller Krieger

Rodrigo Diaz Cortez
Aufbau (2013)

288 S.
fest geb.

MedienNr.: 575985
ISBN 978-3-351-03535-8
9783351035358
ca. 19,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
Diesen Titel bei der ekz kaufen.