Schwindel

Ava und ihre drei Liebhaberinnen sind gefangen auf dem Dach ihres 15-stöckigen Apartmenthauses. Daraus entwickelt sich ein klassisches Kammerspiel über queeres Begehren und identitätspolitische Fragen. Die Hetera Robin, Avas derzeitige Favoritin, Schwindel ist mit Ivo zusammen, der, wie sich später herausstellt, ein Transmann ist. Silvia, die Ältere, ist eine Oldschool-Lesbe, die für sich in Anspruch nimmt, noch für ihrer aller Rechte gekämpft zu haben. Delia ist ein klassischer Hermaphrodit, doch die Begrifflichkeiten sind mittlerweile andere. So durchzieht den Roman ein Wust an Slang, an dem sich Silvia nicht beteiligt. Die vier Personen legen in abwechselnden Kurzkapiteln ihre eigenen Perspektiven dar, in welchen sie auch zurückschauen. – Die Berliner Autorin Hengameh Yaghoobifarah verwendet in ihrem zweiten Roman einen eigenen Stil in den Delia-Abschnitten: hier wird konsequent die Kleinschreibung eingesetzt und die Pronomen er/sie werden durch die nichtbinäre Erzählposition demm/dey ersetzt. Außerdem werden Teile dieser Passagen lyrikartig gesetzt. – Der unterhaltsame Roman bringt seiner Leserschaft die Lebensverhältnisse queerer Menschen näher und macht klar, dass man sich auch in deren Community an Konventionen und Erwartungen anpassen muss. Nur das Ende wirkt etwas aufgesetzt.

Karin Blank

Karin Blank

rezensiert für den Borromäusverein.

Schwindel

Schwindel

Hengameh Yaghoobifarah
Blumenbar (2024)

238 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 619990
ISBN 978-3-351-05123-5
9783351051235
ca. 23,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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