Der tibetische Agent
Der bereits aus mehreren Krimis (zul. "Der tibetische Verräter, BP/mp 10/132) bekannte chinesische Ex-Polizist Shan arbeitet als Grabeninspektor in Tibet. Bei seinem ehemaligen Mitgefangenen, dem Lama Lokesh, hat er seinen Seelenfrieden im Glauben gefunden. Neben seiner offiziellen Arbeit hilft Shan Lokesh und dem Mönch Jamyang, alte Pilgerpfade und heilige Schreine zu reinigen. Am Ende einer gemeinsamen Meditation erschießt sich Jamyang zum Entsetzen von Shan. Aus Pflichtgefühl zu Lokesh und dem toten Jamyang will Shan die Gründe für den Selbstmord des Mönchs herausfinden. Doch da geschieht in einem ehemaligen Kloster im benachbarten Tal ein grausamer dreifacher Mord an einem Deutschen, einem Chinesen und einer tibetischen Nonne. Shan spürt, dass die Morde und der Selbstmord im Zusammenhang stehen müssen. Hilfe bekommt er bei seinen Ermittlungen von einer chinesischen Polizeibeamtin. Gemeinsam kommen sie einer geheimen Operation der chinesischen Behörden im besetzten Tibet auf die Spur. - Pattisons Roman liest sich zwar eigenständig, aber die Kenntnis der vorherigen Krimis ist hilfreich. Der Verfasser positioniert sich als Kritiker der chinesischen Tibet-Politik. Dabei packt er die Unterdrückung der tibetischen Religion, die Deportierung von tibetischen Nomaden, die Verbannung von chinesischen Kritikern nach Tibet und die Auslöschung der tibetischen Kultur durch die Ansiedlung von Chinesen im großen Stil in den Roman. Vielleicht wäre weniger mehr gewesen. Wer sich auf die fremde Welt einlässt, erhält neben der Krimihandlung einen kenntnisreichen Einblick in eine faszinierende und geschundene Kultur. (Übers.: Thomas Haufschild)
Helmut Lenz
rezensiert für den Borromäusverein.
Der tibetische Agent
Eliot Pattison
Rütten & Loening (2013)
397 S.
fest geb.