Jean Paul

Jean Paul hat die philosophischen, theologischen und historischen Auseinandersetzungen seiner Epoche in gewaltige Romane übersetzt. Beatrix Langer zeichnet in ihrer umfassenden Biografie diese intellektuellen und geschichtlichen Hintergründe nach, Jean Paul die das Werk des Dichters geprägt haben. Jean Pauls Romane behandeln die verwickelten Kabalen kleiner Fürstentümer, seine Personen suchen nach sich selbst, dem Grund der Religion und tauchen in ihr Unterbewusstsein ein, in die zweite Welt, die Jean Paul als Pionier erforscht hat. All das legt Beatrix Langer umfassend, manchmal etwas spröde und langatmig, dar. Ihr Buch verlangt einen aufmerksamen und vorgebildeten Leser. Die Person des Dichters verschwindet oft hinter den gelehrten Ausführungen. Wo die Autorin anfängt sein Leben zu erzählen, ruft sie sich schnell wieder zur Raison. Leider, denn auf den letzten 100 Seiten lässt sie ihrem Erzähltalent doch die Zügel etwas schießen und es entsteht tatsächlich ein Bild des Menschen Jean Paul, der alkohol- und opiatsüchtig seine Existenz nur als schreibendes Individuum definieren kann, dem alle Beziehungen und Erlebnisse zur Literatur werden. Langer arbeitet sich dagegen lieber daran ab, Jean Paul als Atheisten, als einen Vorläufer der Religionskritik Ludwig Feuerbachs zu zeigen. Darauf reduziert sie den evangelischen Pfarrerssohn weitgehend, dessen Religiosität doch ein wesentliches Moment und nicht nur die negative Folie für sein Werks ist. Ebenso wenig geht die Autorin auf die Wirkung, das literarische Nachleben Jean Pauls ein. - Nur für große Bestände.

Alois Bierl

Alois Bierl

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Jean Paul

Jean Paul

Beatrix Langner
Beck (2013)

608 S. : Ill., Kt.
fest geb.

MedienNr.: 365200
ISBN 978-3-406-63817-6
9783406638176
ca. 9,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Li
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