Die Betrogenen

Für Karl Lorentz war das Lesen eines neuen Werks des von ihm verehrten Dichters Arthur Bittner "die Eröffnung eines Tempels, den man gesenkten Haupts betrat, die staubigen Schuhe des Alltags zog man dafür aus" (S. 16). Diese Bewunderung bekommt Die Betrogenen allmählich Kratzer, als Bittner sich in seinen stilistischen Marotten wiederholt. Bei langen Spaziergängen und gemeinsamen Essen erfährt Karl als Bittners zukünftiger Biograf Neues aus dessen Privatleben, so auch von einer Tochter, die in Amerika aufgewachsen ist und jetzt in Berlin zusammen mit einer Freundin eine Galerie betreibt. Lorentz besucht sie und verliebt sich in sie - doch es gelingt ihm nicht, sie erneut zu treffen. Und weil er einmal nicht richtig zugehört hat, kommt es zu Verwechslungen. - Außer um die Hauptfigur Arthur Bittner und um Nora, Karls neuer und wieder verlorener Liebe, geht es um Eifersüchteleien und Konkurrenz im Literaturbetrieb, um italienisch-albanische Restaurants und andere Etablissements, um Musik und Metaphysik, um Vögel und Insekten, ums Alter und um den Tod. Ein sprachlich glänzend geschriebenes, traurig-komisches Romandebüt von Michael Maar, literarisch Interessierten sehr empfohlen.

Gudrun Eckl

Gudrun Eckl

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Die Betrogenen

Die Betrogenen

Michael Maar
Beck (2012)

142 S.
fest geb.

MedienNr.: 365814
ISBN 978-3-406-63953-1
9783406639531
ca. 16,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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