Der ewige Brunnen
Für Generationen von Liebhaberinnen und Liebhabern deutschsprachiger Lyrik ist der 1955 zum ersten Mal aufgelegte "Ewige Brunnen" ein Pflichtbuch. Aus zwölf Jahrhunderten findet man hier eine beglückend große Auswahl von Gedichten, ausgewählt nicht nach dem jeweiligen Erscheinungsdatum, sondern nach Themen. Beginnend mit Gedichten über die Kindheit, über Höhen und Tiefen der Liebe, Ermutigung und Trost, das Alter, den Tod, Lebenskunst, Krieg, Flucht, Vernichtung bis hin zu Glaube und Zweifel. Natürlich sind die großen Namen deutschsprachiger Gedichtkunst wie Goethe, Schiller, Eichendorff, Mörike, Droste-Hülshoff, Hölderlin, Goethe, Schiller, Heine, Rilke, Trakl, Celan, Brecht, Kaschnitz, Fried bis hin zu Grünbein oder Gernhardt hier mit mehreren Gedichten vertreten. Aber man findet auch Namen, die vielleicht weniger bekannt sind wie Joachim Neander, Susanna Elisabeth Zeidler, Dagmar Nick, Ludwig Steinherr und Nico Bleutge. Ja, sogar Udo Lindenberg ist mit drei Gedichten vertreten. Dass der Herausgeber (Dirk von Petersdorff) eigene Gedichte in diese Anthologie aufgenommen hat, nimmt man etwas irritiert zur Kenntnis. Aber davon abgesehen ist die Auswahl gelungen und sie wird sicherlich Bestand haben bis zu einer weiteren Neuedition dieses Klassikers deutschsprachiger Lyrik. Für fast jeden Anlass von der Geburt eines Kindes über Hochzeiten, Jubilarfeiern bis hin zur Trauer am Grabe eines Verstorbenen findet man ein passendes Gedicht. Und wer Gedichte nicht als Stichwortgeber für Feierlichkeiten, sondern als Trost in Einsamkeit und Verzweiflung sucht, wird in diesen über 1000 Seiten sicherlich viele lyrische Ermutigungen finden.
Carl Wilhelm Macke
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Der ewige Brunnen
gesammelt und herausgegeben von Dirk von Petersdorff
C.H.Beck (2023)
1167 Seiten : Illustrationen
fest geb.