Napoleon
Das großartig erzählte Werk trägt aus vielen Quellen solide Fakten zum Leben und Wirken Napoleons zusammen und verdeutlicht die schicksalshafte Zerrissenheit der europäischen Staaten und seiner feudalen Herrscher zu Beginn des 19. Jh. Der Aufstieg des Generals aus der Provinz Korsika zum siegreichen Kaiser von Frankreich war sensationell und begleitet von untertänigen Vorschusslorbeeren. Der Untergang dagegen als Gefangener der Briten war unrühmlich und am Ende blieb sein Grabstein in einer Ecke der Insel Helena leer, weil man sich einfach nicht auf einen angemessenen Titel für ihn einigen konnte. Zamoyskis Buch mit seinen über 700 Seiten und vielen Anmerkungen und Registern liest sich wie eine breit angelegte europäische Geschichte in einer Erzählung über Napoleon als dem Helden, untergliedert in 44 Kapitel und einer Struktur, die es dem Leser leicht macht, sich die Stofffülle anzueignen und immer die Übersicht zu behalten. Das Kapitel "Der Herr Europas" in der Mitte des Buches und am Höhepunkt seiner Machtfülle bildet dabei das Herzstück und sollte zur Pflichtlektüre werden für alle politisch Verantwortlichen in Europa, die von der Unabhängigkeit ihrer Nation träumen und verkennen, wie leicht Autokratien zu übertölpeln oder zu blenden sind. - Zamoykis Geschichte der napoleonischen Zeit dürfte in der hervorragend editierten deutschen Übersetzung von Ruth Keen und Erhard Stölting für lange Zeit das Standardwerk für alle sein, die sich für die europäische Geschichte dieser Zeit interessieren.
Armin Jetter
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Napoleon
Adam Zamoyski
Beck (2018)
863 S. : Ill., Kt.
fest geb.