Bild und Zeit

Der Kunsthistoriker stellt Positionen und Fragestellungen aus dem akademischen Bereich zum Thema „Bild und Zeit“ vor. Der Gegenstand ist nicht ganz so universell, wie die Formulierung vermuten lässt. Denn unter Ausschluss von trivialen und Gebrauchskunst-Bildern, Bild und Zeit nicht-europäischer Bildwelt sowie von Seitenlinien der darstellenden Kunst wie Lichtkunst/beweglicher Op-Art geht es Grave zentral um „Bild“ als Erscheinungsmoment klassisch der Kunst zugeschriebener Werke. Seine Beispiele reichen vom Barock über Poussin, C.D. Friedrich bis zu Paul Klee. Mehr die Forschung resümierend als selbständig untersuchend führt Grave teilweise wie eine Literatur-Revue durch die Theorien des Gegenstands. Dabei streift er sowohl Theorien von Zeit aus der Phänomenologie (Husserl, Moritz Geiger) wie der dialektisch-kritischen Schule (Walter Benjamin). Ungenau nur lassen sich in der Fülle der akademisch vorgetragenen Gedanken die Spezifika ausmachen, die nun die „Bildbetrachtung“ vom gewöhnlichen Umgebungssehen unterscheiden. Die aufgeworfenen Fragen, etwa nach der zeitlichen Bestimmung des Moments, in dem ein bestimmter Bildteil die Wahrnehmung auf sich lenkt und sie fortführt, sind von hoher Bedeutung und das Werk dürfte dem „state of the science“ in der zeitgenössischen Kunstgeschichte entsprechen. In Gestus und Gehalt richtet es sich letztlich jedoch an das akademische Publikum und sei daher auch diesem eindrücklich empfohlen. Für Katholische öffentliche Büchereien wird es nur sehr großen Beständen mit Kunst-Schwerpunkt von Nutzen sein.

Helmut Krebs

Helmut Krebs

rezensiert für den Borromäusverein.

Bild und Zeit

Bild und Zeit

Johannes Grave
C.H.Beck (2022)

270 Seiten : Illustrationen
fest geb.

MedienNr.: 609437
ISBN 978-3-406-78045-5
9783406780455
ca. 28,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ku
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