Eine kurze Geschichte der Gleichheit
Thomas Piketty, französischer Starökonom an der „École d’Économie de Paris,“ forscht vor allem zum Bereich „Soziale Ungleichheit“. Mit der „kurzen“ Geschichte legt er quasi ein Resümee seiner oft mehr als 1000 Seiten umfassenden Werke („Das Kapital im 20. Jahrhundert“) vor. Er stellt fest, dass die Welt der 2020er Jahre egalitärer ist als die von 1950 oder 1990. Die meisten Regionen der Erde sind auf dem Weg zu mehr Status-, Eigentums-, Einkommens-, Geschlechter- und „Rasse“-Gleichheit. Dies alles ermöglicht ein progressives Einkommens- und Erbschaftssteuersystem und den Sozialstaat, immer begleitet von politischen und gewerkschaftlichen Kämpfen. Zur Gleichheit des Zugangs zu Bildung brauchen Menschen ökonomisches Wissen. Alte Forderungen werden wiederholt: Grundeinkommen und Beschäftigungsgarantie. Mit Blick in die Zukunft fordert er, Einnahmen aus Kapitalbesitz international gleichmäßig abzuschöpfen, um sie in Gesundheit, Bildung, Infrastruktur der ärmsten Länder zu investieren. Langfristig entsteht so ein partizipativer, dezentraler, selbstverwalteter ökonomischer Sozialismus. Man darf mit ihm auch über „Systeme nachdenken, die keinerlei Eigentum kennen.“ - Fazit: Eine gut lesbare Zusammenfassung von Pikettys Ideen, garniert mit Grafiken und Tabellen. Reizt bestimmt zu großer Zustimmung und ebenso heftigem Widerspruch.
Berthold Schäffner
rezensiert für den Borromäusverein.
Eine kurze Geschichte der Gleichheit
Thomas Piketty ; aus dem Französischen von Stefan Lorenzer
C.H.Beck (2022)
264 Seiten : Diagramme
fest geb.