Maria Callas
Die Münchner Historikerin und Roman-Autorin hat sich erheblichen Mühen unterzogen, "die eigentliche Callas auszugraben", der Jahrhundert-Diva ihre Einmaligkeit zu belassen, ihr nichts Unwürdiges anzuhängen, Falsches (einen Sohn geboren zu haben) über sie zu berichtigen, Übertreibungen zu glätten, Skandale von Skandälchen zu unterscheiden. Das gelang anhand einer Fülle studierter und ausgewerteter (auch neuer) Quellen, wobei sich Tratsch und Romanhaftes nicht präzise von Faktischem trennen lassen. Sympathien schlagen der komplizierten, eigentlich bedauernswerten Heldin nur selten entgegen, weder Maria (der Liebeshungrigen) noch Callas (der Ehrgeizigen, die sich "mühsam hinaufschraubte zum Ruhm"). Klangvolle Namen aus Oper (Rivalin Renata Tebaldi, Partner "Pippo" di Stefano), Film ("Medea"-Regisseur Pier Paolo Pasolini), Society (Gatte/Manager Battista Meneghini; Aristoteles Onassis) und Klatsch-Journalismus (Elsa Maxwell) spielen mit in dem peniblen Werk, das mit 30 Kapiteln und auf gut 50 Seiten Anmerkungen einen respektablen Platz unter den Callas-Biografien mit selten publizierten, wenngleich nicht immer zum Text passenden Fotos einnimmt. Die Lektüre ist mit Durchhaltefähigkeit bei entsprechendem Fan-Interesse gut zu schaffen.
Hans Gärtner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Maria Callas
Eva Gesine Baur
C.H.Beck (2023)
507 Seiten : Illustrationen
fest geb.