Der Magier im Kreml
Wadim Baranow war einer der wichtigsten Berater des 'Zaren', ehe er von der politischen Bühne verschwand. Nun meldet er sich plötzlich beim Erzähler des Buches, als dieser sich in Moskau über den Schriftsteller Samjatin informiert. Er bestellt
den Erzähler in sein abgelegenes Domizil ein und beginnt damit, vor ihm seine Geschichte auszubreiten. Nachdem Baranow in den 90er Jahren, nach dem Ende der Sowjetunion, als Fernsehproduzent Karriere gemacht hat, wird er in das Wahlkampfteam von Putin aufgenommen, der zum Nachfolger von Präsident Jelzin aufgebaut werden soll. Auf diese Weise gerät Baranow in den engeren Zirkel der Macht und wird Zeuge der Mentalität, mit der die 'Silowiki', die 'Starken Männer', das Land regieren. Giuliano da Empolis Buch vermischt gekonnt Fiktion mit historischen Ereignissen und Persönlichkeiten und wird dadurch zum Schlüsselroman über Putins Machtstreben. Die fiktive Lebensgeschichte Baranows gerät darüber hinaus zu einer Analyse der russischen Gesellschaft, ihrer Ängste, Mythen und Hoffnungen. Ein beeindruckendes Buch, das viel zum Verständnis Russlands beiträgt, aber auch zur Funktionsweise von Macht im Allgemeinen. Sehr empfehlenswert!
Walter Brunhuber
rezensiert für den Borromäusverein.

Der Magier im Kreml
Giuliano da Empoli ; aus dem Französischen von Michaela Meßner
C.H.Beck (2023)
265 Seiten
fest geb.